Landesmuseum Hannover, 13.03.2019
Symposium der Heinz Sielmann Stiftung
Sechs Experten hatte die Heinz Sielmann Stiftung eingeladen, um im gefüllten Konferenzraum des Landesmuseums Hannover über den aktuellen Stand der Forschungen zum Insektensterben zu referieren. Neben der Präsentation von Studienergebnissen ging es vor allem um die Botschaften, dass Hoffnung besteht, das Bienensterben abwenden zu können, dafür allerdings alle Kräfte gebündelt werden müssten. Eine vermeintliche Konkurrenz zwischen Wildbienen und Honigbienen zu propagieren, sei kontraproduktiv.
Es gab spannende Einblicke in die Welt der Wildbienen und Hummeln anhand einzigartiger Fotos, die verdeutlichten, warum die Bestäuber unter den Insekten einen Sympathiebonus haben. Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten von einzelnen Wildbienen, Hummeln und Honigbienen wurden erläutert. Dabei zeigte sich, dass nicht zwischen "guten Wildbienen" und "schlechten Honigbienen" unterschieden werden kann, sondern, dass die etwa 570 Wildbienenarten in Deutschland und die verschiedenen Honigbienen mit ihrem jeweiligen Verhalten differenziert betrachtet werden müssen.
Unbestreitbar ist jedoch, dass die Zahl der Honigbienenvölker stark zunimmt, während die Wildbienen immer gravierender vom Aussterben bedroht und manche Arten schon verloren sind.
Der Lebensraum sowie das Nahrungsangebot für Wildbienen nehmen rapide ab. Pestizide und Neonikotinoide beeinträchtigen manch sensible Wildbienenart noch stärker als andere Bienen. Auch gibt es Naturschutz-maßnahmen für bestimmte Ziele, die wiederum dem Wildbienenschutz entgegen stehen.
Diesen Fakten entsprechend wundert es nicht, dass mittlerweile mehr Wildbienen in Städten als auf dem Land zu finden sind.
In den Städten gibt es eine höhere Vielfalt an Lebensräumen, wie Brachen und Ruderalflächen und damit einhergehend an Wildpflanzen und Nistplätzen.
Eines unseren größten Probleme, besteht somit in der monokulturellen Agrarwüste, in der es mittlwerweile zu wenig Minderertragsflächen gibt, die dem Artenschutz dienen könnten.
Blühstreifen sind zur Biotopvernetzung unbedingt zu begrüßen, aber wirken nur dann nachhaltig, wenn sie mehrjährig sind und auch Nistmöglichkeiten bieten, die die Reproduktion gewährleisten.
Auch hier gilt es jedoch, die Verantwortung nicht einfach der Landwirtschaft zu zu schieben. Es geht um einen Bewusstseinswandel in der gesamten Bevölkerung, der nur durch eine umfassende Umwelt-Bildung erreicht werden kann.
Einig ist man sich jedoch darin, dass die Politik, zum Beispiel über neue Kriterien für die Vergabe von EU-Fördergeldern, viel erreichen könnte.
Auf Gemeindeebene hätte es allein schon einen enormen Positiveffekt, wenn Wegränder nicht länger zwei Mal im Jahr kurz geschoren würden.
Es könnte doch so einfach sein - oder nicht?
Wenn wir die Wildbienen retten wollen, dann geht das nur, wenn wir ihnen "wilden" Lebensraum lassen! Wenn wir unsere Gärten nicht "verschottern", sondern Blütenpflanzen setzen. Das Angebot sollte vielfältig sein, bevorzugt einheimische Arten beinhalten und rund um's Jahr blühen. Die Pflege auf ein Minimum reduzieren und nicht vorm Winter alles Vertrocknete abschneiden und wegräumen.
Damit kann jeder im eigenen Garten beginnen - ...und dann versuchen, auch die "ordentliche" Nachbarschaft von dem notwendigen Mehrwert für eine "summende Zukunft" zu überzeugen!
Ein großes Dankeschön an alle Experten sowie die Heinz Sielmann Stiftung für die gelungene Veranstaltung!
Anna Cathrin Arndt
Programmdetails vom Veranstalter:
14.00 Uhr Begrüßung
Dr. Hannes Petrischak, Bereichsleiter Naturschutz, Heinz Sielmann Stiftung
14.10 Uhr Einblicke in das faszinierende Leben der Wildbienen
Dr. Hannes Petrischak, Bereichsleiter Naturschutz, Heinz Sielmann Stiftung
14.40 Uhr Hummeln - Biologie, Gefährdung, Schutz
Rolf Witt Autor, Bienen und Wespen-Experte
15.10 Uhr Wildbienen in der Stadt und auf dem Land
Dr. Christoph Saure, Büro für tierökologische Studien
16.00 Uhr Konkurrenz Honigbienen vs. Wildbienen - wie sieht es in Heidegebieten aus und welche Konsequenzen ergeben sich daraus?
Dr. Otto Boecking, (LAVES) Institut für Bienenkunde Celle
16.30 Uhr Förderung von Biodiversität und Bestäubern - insbesondere Wildbienen - mittels Blühflächen in der Agrarlandschaft
Dr. Jürgen Esser, Büro für Freilandökologie / Anita Wälz, Lidl Deutschland
17.00 Uhr Bienen-Wissen vermitteln - Erfahrungen und Perspektiven
Prof. Dr. Andrea Möller, Österreichisches Kompetenzzentrum für Didaktik der Biologie, Universität Wien
18.00 Uhr Sielmann Dialog
Gefährdung und Schutz von Wildbienen - Was können wir tun?
auf dem Podium diskutieren:
Rolf Witt
Prof. Dr. Andrea Möller
Dr. Christoph Saure
Dr. Otto Boecking
Dr. Jürgen Esser
Moderation: Dr. Hannes Petrischak
Quelle: https://www.sielmann-stiftung.de/veranstaltung/2019/03/13/ausgesummt-sind-unsere-bienen-noch-zu-retten/ (15.03.2019)
Kommentar schreiben